In der Cerveteristraße in Fürstenfeldbruck entsteht ein neues Wohnkonzept: Hier setzen die Sozialtherapeutischen Einrichtungen seit Ende 2020 ein inklusives Konzept mit ambulantem Wohnen um. Angesprochen werden psychisch erkrankte Erwachsene.
Durch eine intensive ambulante Betreuung sollen stationäre Aufenthalte vermieden werden. Das Ziel: den Klient*innen mittel- bzw. langfristig ein eigenständiges Leben ermöglichen. Träger des Angebots ist der Bezirksverband, der die Wohnungen von der Wohnbaugesellschaft IGEWO anmietet und sie an Klient*innen untervermietet.
Kern des Konzepts ist ein Gemeinschaftsraum (auch Quartierswohnzimmer genannt), der multifunktional genutzt werden soll. In dem Raum werden zum einen den Klient*innen Gruppenangebote für eine Tages- bzw. Wochenstruktur gemacht. Zum anderen soll das Quartierswohnzimmer ein Raum für alle Mieter*innen der Wohnanlage sein, egal ob mit und ohne Behinderung. Das Gesamtmanagement übernehmen die AWO-Mitarbeiter*innen vor Ort.
„Unser Projekt ist absolut innovativ“, sagt Klaus Sitte, Leiter des Ambulanten Wohnens. „Hier bekommen Menschen, die sonst stationär behandelt würden, eine ambulante Alternative.“ Die Fachkräfte vor Ort betreuen und begleiten individuell, bedarfsorientiert und in allen Bereichen des Lebens. Jede*r Klient*in erhält eine Bezugsperson, sodass sich eine konstante und vertrauensvolle Beziehung entwickeln kann.
Das Mitarbeiterbüro vor Ort macht eine intensive Betreuung der Klient*innen möglich. Bei Krisen können die Fachkräfte schnell intervenieren und individuelle Krisenpläne erstellen. Die Betreuungsschlüssel sind flexibel zwischen 1 : 12 bis 1 : 4. Das heißt, im besten Fall ist eine Fachkraft für vier Klient*innen zuständig. Integriert ist das Ambulante Wohnen in sechs Häuserblocks mit insgesamt rund 100 Wohnungen.
Die zehn Plätze des Betreuten Einzelwohnens (BEW) sind für Menschen gedacht, die wegen behinderungsbedingter Einschränkungen Schwierigkeiten haben, mit anderen zusammen zu wohnen. Das alleine Wohnen erfordert von den Betroffenen ein gewisses Maß an Selbstständigkeit und Stabilität. „Und es erhöht die individuelle Autonomie unserer Klient*innen erheblich“, berichtet Klaus Sitte. „Die Einzelappartements sind sehr beliebt. Wir wurden schier überrannt, so groß war die Nachfrage.“
Außerdem wird es in dem Projekt drei Therapeutische Wohngemeinschaften (TWG) mit jeweils drei Plätzen geben. Diese Wohnform ist gedacht für Menschen, die alleine wohnen wollen, sich dies aber (noch) nicht zutrauen bzw. dazu (noch) nicht in der Lage sind. Sie sollen in die Gemeinschaft integriert werden und sich gegenseitig helfen.
Persönliche Treffen und menschliches Miteinander machen den Erfolg des Projektes in der Cerveteristraße aus. Aufgrund von Kontaktbeschränkungen ist das im Moment nicht so intensiv möglich, wie das Konzept es vorsieht. Klaus Sitte ist jedoch guter Dinge, dass sich das aufholen lässt. Er ist sich sicher, dass bald schon „Leben in die Bude“ bzw. ins Quartierswohnzimmer kommen wird.
Der Artikel ist in der WIR-Mitgliederzeitschrift erschienen und steht nachfolgend zum Download zur Verfügung.
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